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Waldschutzmaßnahmen gegen Schadinsekten starten, bitte unbedingt Hinweise vor Ort beachten

Potsdam – In diesem Frühjahr sind Pflanzenschutzmaßnahmen gegen die Waldschädlinge Eichenprozessionsspinner, Nonne und Forleule erforderlich. Die Maßnahmen haben heute begonnen. Der Eichenprozessionsspinner, stellt eine Gefahr für die Eichen und die Gesundheit von Mensch und Tier dar. Die Raupen der Nonne und Forleule verursachen durch ihren Fraß in Kiefernwäldern große Schäden.

Heute starten in der Oberförsterei Rathenow (Flugplatz Stölln) die ersten Maßnahmen in diesem Jahr gegen den Eichenprozessionsspinner, der im Havelland und in der Prignitz bekämpft wird. Die Pflanzenschutzmittel werden im Wald mit dem Hubschrauber ausgebracht.

Ab kommenden Donnerstag (10. Mai, Himmelfahrt) finden bis einschließlich Sonntag keine Maßnahmen statt. Ab 14. Mai erfolgt bei günstigen Wetterbedingungen die Ausbringung der Pflanzenschutzmittel gegen die Kiefernschadinsekten in der Oberförsterei Dippmannsdorf, Lehnin und Calau. Sofern das Wetter mitspielt soll Ende der 20. Kalenderwoche der Einsatz abgeschlossen sein.

Während der Befliegung dürfen gekennzeichnete Gebiete nicht betreten werden. Aus Sicherheitsgründen besteht für alle Behandlungsflächen ein dreiwöchiges Verbot, Pilze und Beeren zu sammeln.

Durch gezielte Maßnahmen und konzertierte Aktionen der Straßen- und Forstverwaltung, Landkreise und Kommunen konnte der Eichenprozessionsspinner in den letzten Jahren erfolgreich zurück gedrängt werden. Im vergangenen Jahr wurden die Raupen des Eichenprozessionsspinners auf rund 1.300 Hektar Wald- und öffentlicher Grünfläche, an über 300 km Straßen und Alleen sowie an mehr als 11.000 Einzelbäumen bekämpft. Die Kosten betrugen etwa eine halbe Million Euro.

In diesem Jahr ist eine Behandlung des Waldes nur auf 35 Hektar erforderlich. Im öffentlichen Grün und an Straßen wird mit einer ähnlichen Größenordnung gerechnet. Zum Einsatz kommt ein selektiv wirkendes Insektizid. Bei Einzelbäumen können die Nester der Raupen auch durch Absaugen entfernt werden. Von den Brennhaaren der Raupen gehen gesundheitliche Gefahren für Menschen und Tiere aus und mit ihrem Fraß können sie Eichen so stark schädigen, dass diese absterben.

In einigen Kiefernwäldern im Flämig und in der Lausitz droht ein Kahlfraß durch Raupen von Nonne und Forleule. Da bei Kiefern schon einmaliger Kahlfraß zu hohen Baumverlusten führen kann, müssen in den betroffenen Wäldern zum Erhalt der Bäume Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden.

Schadinsekten werden aufwendig überwacht

Bereits seit dem vergangenen Sommer erfolgte in den Forstrevieren ein umfangreiches Monitoring. Für den Eichenprozessionsspinner werden die ersten Prognosen anhand von Fraßschäden und Eigelegen in den Eichenkronen erstellt.

Die Vorhersage von Massenvermehrungen für die Kiefernschadinsekten stützt sich auf langjährig bewährte Waldschutzverfahren. Bei den sogenannten Winterbodensuchen fanden Waldarbeiter bei der jährlichen Kontrolle so viele Puppen der Forleule, dass fast für den gesamten Süden des Landes erstmal von einer sehr hohen Gefährdung der Kieferwälder ausgegangen werden musste. Die Überwachung wurde daraufhin intensiviert. Durch Fällung von Probebäumen und eine Zählung der Eier im April wurde ermittelt, ob sich die Annahmen tatsächlich bestätigten. Das Aprilwetter erwies sich dabei als Glücksfall. Für die Forleule – wohl eher eine Verliererin des Klimawandels – ist bekannt, dass überdurchschnittlich warmes und trockenes Wetter während des Falterflugs die Eiablage negativ beeinflusst. Die warme Witterung im April hat eine größere Massenvermehrung in diesem Jahr verhindert. In den meisten Revieren konnte Entwarnung gegeben werden, da nur eine geringe Anzahl an Eiern gefunden wurde. In einigen Revieren sind jedoch Pflanzenschutzmaßnahmen gegen die Forleule und Nonne erforderlich.

Ökologische und ökonomische Konsequenzen sorgfältig abgewogen

Wenn der Hubschrauber startet, wurden durch die Landesforstverwaltung bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Die zu bekämpfenden Flächen wurden auf Karten genau abgegrenzt. Siedlungen und Gewässer werden durch Einhaltung von Mindestabständen von der Befliegung ausgenommen. Die Belange von Natur- und Wasserschutz werden bei der Planung berücksichtigt. Das alles macht deutlich, dass Entscheidungen für einen Insektizideinsatz im Wald nicht leichtfertig getroffen wird.

Zusammenarbeit von Forstpraxis, Forstwissenschaftlern und IT-Spezialisten

Während Förster und Waldarbeiter vor Ort die Überwachung durchführen, sichert das Landeskompetenzzentrum Forst Eberwalde die fachliche Begleitung von Monitoring und Prognose. Hier wurden im Winter die Puppen der Forleule auf Krankheiten und Parasitenbefall und die Vitalität der Eier von Nonne und Eichenprozessionsspinner untersucht. Überwiegend gesunde Puppen und Eier ließen für diese Insekten keine Entwarnung zu.

Zur Vorbereitung von Insektizidmaßnahmen im Wald nutzen alle Beteiligen bereits seit mehreren Jahren eine gemeinsame IT-Plattform mit einer leistungsfähigen Software. In den Forstrevieren werden alle Monitoring-Daten in das Programm eingegeben und in Prognosen umgerechnet. Zur Planung der Maßnahmen stehen vielfältigste Sachinformationen wie Luftbilder, Schutzgebiete und topographische Karten zur Verfügung. Alle Akteure, einschließlich des amtlichen Pflanzenschutzdienstes des Landes Brandenburg als Genehmigungsbehörde (LELF), können Monitoringdaten und Flächenplanungen einsehen. Die Befliegung erfolgt nach vorgegebenen GPS-Daten auf der Basis von Karten, die mit einem geographischen Informationssystem erstellt wurden. Die Flugbahnen der Hubschrauber werden ebenfalls durch GPS aufgezeichnet und sind somit kontrollierbar.

Quelle: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg



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